Kurt Strauss
K. R. Strauss, 1999 |
Dr. oek. Kurt Reinhard Strauss (* 15. Februar 1939 in Omsk) ist ein bergischer Politiker und Wirtschaftswissenschaftler. Er ist Mitglied und stellv. Vorsitzender der GLP und ist seit November 2008 Bundesminister der WIrtschaft, Finanzen, Arbeit, Landwirtschaft und des Verbraucherschutzes.
Er verfasste fundamentale Arbeiten auf den Gebieten der Makroökonomie, der Mikroökonomie, der Wirtschaftsgeschichte und der Statistik und ist für seine Leistungen auf dem Gebiet der Analyse des Konsums, der Geschichte und der Theorie des Geldes und für seine Demonstration der Komplexität der Stabilitätspolitik international anerkannt.
Ausbildung und Beruf
Strauss absoliverte am Theodorgymnasium 1958 sein Abitur und machte zunächst eine Ausbildung zum Bankkaufmann. Ab 1960 studierte er an der Karl-Louis-Bendovsky-Universität in Omsk Betriebswirtschaftslehre und Volkswirtschaftslehre, 1963 mit dem Abschluss als Diplom-Kaufmann und 1964 mit dem Abschluss als Diplom-Ökonom. 1967 folgte seine Dissertation "Kritische Betrachtung der Geldpolitik mit dem Ziel der Vollbeschäftigung unter der Theorie der natürlichen Arbeitslosigkeit" mit dem Prädikat summa cum laude. Er arbeitete von 1964 bis 1971 am Institut für Wirtschaftsforschung in Omsk. Von 1971 bis 1986 war er als Beamter bei der Bergischen Nationalbank tätig, von 1986 bis 1997 war er im gehobenen Dienst des Bundesfinanzministeriums tätig, zuletzt als Staatssekretär. Von 1997 bis 2005 war er im Vorstand der dreibürgischen Weichsel Holding AG tätig und wechselte danach in den Vorstand der neugegründeten Bergish Petroleum AG und leitete bis zur Übernahme 2007 die Tochtergesellschaft Bergische Bahn AG. Anfang 2008 gründete er die Bergische Bank AG.
Familie
Strauss ist in vierter Ehe verheiratet und hat 2 erwachsene Töchter.
Partei
Strauss war 2007 Mitbegründer der Partei DIE GRÜNEN, welche später mit der LPB zur GLP fusionierte. Nach der Gründung war er Generalsekretär dieser, später stellvertretender Vorsitzender..
Öffentliche Ämter
Im Februar 2008 berief ihn Bundeskanzler Vinzenz Bailey als Bundesminister für Umwelt, Gesundheit, Verkehr und Bau in sein Kabinett, welches einen Monat später als illegitim erklärt wurde. Im Juli 2008 wurde er in den Bundestag gewählt und übernahm den Fraktionsvorsitz. Im Kabinett der großen Koalition wurde er Bundesminister für Umwelt, Energie, Verkehr, Bau und Technologie. Unter Bundeskanzler Jacob Runge wurde er in einer mitte-rechts Koalition Bundesminister der Wirtschaft, Finanzen, Arbeit, Landwirtschaft und des Verbraucherschutzes.
Wirken
Monetarismus
Kurt Strauss gilt als führender Vertreter des Monetarismus und einer weitgehend freien Marktwirtschaft.
Im Zentrum seiner geldtheoretischen Überlegungen steht die These, dass es eine feste langfristige Beziehung zwischen Geldmenge und Inflation (oder auch Deflation) gebe. Damit ist für ihn Inflation ein rein monetäres Phänomen, dem die Zentralbank durch eine strikte Kontrolle der Geldmenge begegnen könne. Er griff die Idee auf, Kreditinstituten eine 100-prozentige Mindestreserve vorzuschreiben, konnte dergleichen jedoch nie durchsetzen.
Zugleich lehnte er die Finanzpolitik als Instrument der Nachfragesteuerung ab. Inflation entsteht nach seiner Theorie immer dann, wenn die Geldmenge schneller wächst als die Wertschöpfung in der Realwirtschaft. Staatliche Ausgaben zur Ankurbelung der Wirtschaft würden mittelfristig verpuffen. Die keynesianistische antizyklische Fiskalpolitik zur Abfederung der Konjunkturschwankungen könne deshalb nicht funktionieren. Zwei seiner wesentlichen Beiträge zur ökonomischen Debatte sind „Die quantitative Theorie des Geldes“ und die Phillips-Kurve.
Liberalismus
Als Vertreter des Liberalismus stand die Freiheit des Einzelnen im Zentrum der Argumentation von Strauss. Er hielt die freie Wahl des Einzelnen für nutzbringender als staatliche Regelungen. Daher unterstützt er eine Reduktion der Staatsquote, freie Wechselkurse, stetiges Geldmengenwachstum, den Wegfall staatlicher Handelsbeschränkungen, die Aufhebung der Zugangsbeschränkungen zu bestimmten Berufsgruppen und eine Reduktion staatlicher Fürsorge. Strauss stellte auch die Luxusguthypothese des Geldes auf.
Er griff in den 1960er Jahren die Idee der negativen Einkommensteuer auf. Danach würde das Finanzamt jedem Steuerpflichtigen, dessen Einkommenssteuerschuld unter einem festzulegenden Minimum liegt, die Differenz ohne weitere Prüfungen überweisen. Die Idee verwarf er jedoch später, da sie dem Missbrauch von Sozialleistung Tür und Tor öffnen würde.
Theorie der natürlichen Arbeitslosenquote
Strauss's Theorie der natürlichen Arbeitslosenquote postuliert für jede Volkswirtschaft eine natürliche Arbeitslosenquote, welche durch die institutionellen Gegebenheiten determiniert sei: friktionelle und strukturelle Faktoren sowie Unvollkommenheiten des Marktes wie Informationsmängel, Mobilitätshemmnisse, Anpassungskosten und demografischer Wandel. Langfristig lasse sich die Rate der natürlichen Arbeitslosigkeit indes durch Strukturreformen reduzieren. Im Idealfall, also in einem vollkommenen Markt, betrage sie null.
Es existiere demzufolge in Wirklichkeit kein Trade-off zwischen Inflationsbekämpfung und Beschäftigungspolitik, wie die Wirtschaftstheorie früher behauptet hatte. Eine Geldpolitik mit dem Ziel der Vollbeschäftigung sei damit zum Scheitern verurteilt und führe schlimmstenfalls zur Steigerung der Inflation.
Diese Theorie bestimmt bis heute die Politik weltweit vieler Regierungen, die sich vorwiegend auf Inflationsbekämpfung konzentrieren und eine „Flexibilisierung“ des Arbeitsmarktes anmahnen.
Wohlfahrtsstaat
In seinem Werk "Chancen die ich meine (1980)" bezeichnet er den Wohlfahrtsstaat und die Inflation als die größten Feinde der Wirtschaft.
Für Strauss ist der Wohlfahrtsstaat ein Betrug an den Leuten, die noch arbeiten und Steuern zahlen. Hierzu zeigte er die Methoden auf, in welcher Art und Weise Geld ausgegeben wird:
- eigenes Geld für sich selbst ausgeben, zum Beispiel beim Einkaufen im Schuhladen
- eigenes Geld für andere ausgeben, was vor allem zu Weihnachten geschieht
- anderer Leute Geld für sich selbst ausgeben, indem man auf Kosten der Firma speist oder mit dem Taxi fährt
- anderer Leute Geld für andere ausgeben, was vornehmlich der Wohlfahrtsstaat macht
Für ihn gibt ein klares Gefälle zwischen den Methoden von eins nach vier. Die Leichtfertigkeit, mit der der Mensch mit Geld umgeht, nehme von eins bis vier eindeutig zu. Für Strauss sind die Methoden drei und vier der Grund für die Inflation und die Ursache für den Verfall der westlichen Industrienationen. Mit der Behauptung, die Armen zu unterstützen, ziehe der Sozialstaat mit seiner mächtigen Wohlfahrts-Bürokratie dem Mann im Büro und an der Werkbank das Geld aus der Tasche. Teile man aber den Betrag, der bis kurz vor 1980 in Bergen zur Bekämpfung der Armut ausgegeben wurde, durch die Zahl der Menschen, die nach amtlicher Statistik bedürftig sind, dann müsste das Einkommen dieser Bedürftigen eineinhalb- bis zweimal so groß sein wie das durchschnittliche Einkommen der Bevölkerung. In Wirklichkeit bliebe für die Bedürftigen wenig übrig. Denn das Geld werde vor allem für die Bürokratie und Personalkosten verwendet.
Veröffentlichungen (Auswahl)
- Kritische Betrachtung der Geldpolitik mit dem Ziel der Vollbeschäftigung unter der Theorie der natürlichen Arbeitslosigkeit. Karl-Louis-Bendovsky-Universitätsverlag, Omsk 1967
- Monetaristische Geld- und Fiskalpolitik im Zeitalter globaler Finanzmärkte - Eine kritische Betrachtung. mob-Verlag, Omsk 2008
- Wie uns der Mindestlohn zerstört. mob-Verlag, Omsk 2008